Darum kündigen Pflegekräfte: 5 Gründe für den Pflexit

29. Juni 2023|In Mitarbeiterbindung

"Ich kann nicht mehr!", so begründen tausende Pflegekräfte die Entscheidung, ihren Beruf zu verlassen. Die Gründe sind handfest: chronische Überbelastung, Zeitdruck, zu wenig Geld für zu viel Leistung und fehlende Anerkennung. Im Artikel nehmen wir die Hauptgründe für den sogenannten Pflexit gründlich unter die Lupe und zeigen anhand von Zahlen und Fakten, warum Pflegekräfte kündigen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Pflegekräfte kündigen aus Frustration über ihre Arbeitsbedingungen ihre Jobs in der Pflege
  • Für diese nachvollziehbare Trendbewegung gibt es den Begriff Pflexit 
  • Akute Erschöpfung, hoher Leistungsdruck und Verletzung der Menschenwürde gehören zu den schwersten Gründen, warum sich Fachkräfte von der Branche abwenden
  • Unzufriedenheit mit Vorgesetzten, mangelnde Anerkennung und schlechte Kommunikation spielen eine große Rolle
  • Das Gehalt in der Pflege liegt oft unter dem Durchschnitt, was angesichts der Leistung der Pflegekräfte als unbefriedigend empfunden wird
  • Die fehlende Work-Life-Balance, bedingt durch Überstunden und Unterbesetzung, führt zu Belastungen und dem Wunsch nach einem Ausstieg aus dem Pflegeberuf

Wenn immer mehr Pflegekräfte ihren Job an den Nagel hängen

Aufgrund unzufriedenstellender Arbeitsbedingungen reichen immer mehr Pflegekräfte frustriert ihre Kündigung ein – ein Trend, der als Pflexit bezeichnet wird.

Hohe Erschöpfung, Leistungsdruck und Verletzung der Menschenwürde sind die Hauptursachen, aber auch Probleme mit Vorgesetzten und unzureichende Bezahlung verstärken die Unzufriedenheit. Die fehlende Work-Life-Balance und chronische Unterbesetzung belasten zusätzlich.

Pflexit: Die Abwanderung aus der Pflegebranche

Wenn gut ausgebildete und dringend benötigte Pflegekräfte ihren Job an den Nagel hängen, ist die Rede vom Pflexit – dem Exit aus der Pflege. Dass der Pflexit mehr als ein Trendwort ist, zeigen Zahlen aus 2021: allein zwischen April und Juli haben 9.000 Pflegekräfte das Handtuch geworfen.

Doch all die Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger und Intensivpfleger kehren ihrem Beruf nicht den Rücken, weil ihnen dieser plötzlich nicht mehr gefällt. Nein, die gefrusteten Pflegekräfte kündigen nicht ihren Job, sondern ihre Arbeitsbedingungen, ihre Vorgesetzten und Arbeitgeber und die zuständigen Politiker.

Im Nachfolgenden nehmen wir 5 Gründe genauer unter die Lupe, derentwegen Pflegekräfte ihre Kündigung einreichen.

Ist Ihre Einrichtung vom Pflexit betroffen?

Klafft in Ihrer Personaldecke ein Loch, weil wichtige Mitarbeiter gekündigt haben? Dann ist es im 1. Schritt sinnvoll, schnell offene Vakanzen zu schließen, um Ihre Belegschaft vor zusätzlicher Belastung zu schützen. Im 2. Schritt können Sie sich fragen, warum Ihre Mitarbeiter die Kündigung eingereicht haben, um eine weitere Abwanderung zu stoppen.

 

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1. Kündigungsgrund Nummer 1: Akute Erschöpfung

Mit durchschnittlich 25,8 Krankentagen ist keine Berufsgruppe so oft arbeitsunfähig im Jahr wie Pflegekräfte. (Quelle: TK Gesundheitsreport 2022) Überstunden, regelmäßiges spontanes Einspringen aus dem Frei und immer mehr Arbeit für immer weniger Arbeitskräfte nagen an der physischen und psychischen Substanz.

Auch überbordende Bürokratie, der hohe Dokumentationsaufwand und das Schreiben von Berichten zerrt an den Nerven und raubt vor allem Zeit für die direkte Patientenversorgung.

Die gefährlichen Folgen:

  • Burn-out
  • Depressionen und Angststörungen
  • Chronische Unzufriedenheit
  • Krankheiten des Muskel-Skelett- und Atemwegssystems
  • Verletzungen und ArbeitsunfälleFür viele Pflegekräfte stellt sich daher gar nicht die Frage, ob sie kündigen wollen oder nicht. Sie müssen.

2. Ein Balanceakt der Extreme: Zwischen Leistungsdruck und Menschenwürde

In einer NDR-Reportage berichten Pflegekräfte über unzumutbare Zustände: „Da hatten wir im Schnitt zwischen 50 und 60 Patienten dauerhaft, sprich zwischen 20 und 30 Patienten pro Pflegekraft. Und das sind einfach Zahlen, die nicht schaffbar sind.“

Wenn 1 Pflegekraft 20-30 Patienten versorgen muss, wirft das nicht nur Fragen des massiven Leistungsdrucks auf, sondern auch der Menschenwürde:

  • Kann unter diesen Arbeitsbedingungen jeder Patient optimal versorgt werden?
  • Kann rechtzeitig auf Notfälle reagiert werden?
  • Können im Zweifel rechtzeitig Menschenleben gerettet werden?
  • Haben derartig eingespannte Pflegekräfte die Chance, Pausen zu machen?
  • Was würde passieren, wenn bei einem Versorgungsschlüssel von 1:30 auch nur eine Pflegekraft ausfällt und kein Ersatz organisiert werden kann?

Die Antwort und bittere Wahrheit bringt eine ehemalige Pflegekraft auf den Punkt, die an einer Studie von ver.di teilnahm: „Die Zustände sind in meinen Augen unhaltbar und nicht mehr wirklich menschenwürdig.“

3. Führungsdesaster: Wenn der Chef Kündigungsgrund ist

Eine kleine Forsa-Umfrage von 2019 zeigt, dass jeder 3. Angestellte so unzufrieden mit seinem Chef ist, dass er über eine Kündigung nachdenkt. In der Pflege gehört der Führungsstil sogar zu den Hauptkündigungsgründen, wie eine ältere Studie (2017) der Universität Basel herausgefunden hat.

Was Pflegekräfte besonders nervt:

  • Fehlende Anerkennung und Wertschätzung
  • Schlechte Kommunikation und das Zurückhalten wichtiger Informationen
  • Keine Zeit für die Angelegenheiten der Mitarbeiter
  • Keine Unterstützung bei schwierigen Situationen

Zwischen der Zufriedenheit mit der entsprechenden Führungskraft und der Kündigungsabsicht besteht ein direkter Zusammenhang. Das belegen auch Zahlen aus den USA: 92% der Angestellten würden ihren Arbeitgeber nicht wechseln, wenn dieser empathischer wäre (Quelle: Five-Year Update: Businessolver’s State of Workplace Empathy Study)

4. Aus dem Gleichgewicht: Leistung gegen Gehalt

Das mittlere Vollzeit-Einkommen der deutschen Arbeitnehmer lag für das Jahr 2022 bei ca. 3.672 € pro Monat; der deutsche Durchschnitt bei 4.250,75 €. (Quelle: StepStone Gehaltsreport, 2023)

Im Vergleich liegt der monatliche Brutto-Medianverdienst in der Altenpflege bei 3.344 € und Gesundheits- und Krankenpfleger kommen immerhin auf 3.807 € pro Monat bei Vollzeit. (Quelle: Entgeltatlas der Arbeitsagentur, 2021) Das Gehalt schwankt je nach Beschäftigungsort um mehr als 1000 €: In Hochschulkliniken und Krankenhäusern wird besser verdient als in Pflegeheimen oder ambulanten Pflegediensten.

Pflegefachkräfte wie Altenpfleger, Krankenschwestern und Gesundheits- und Krankenpfleger verdienen (oft) weniger als der deutsche Durchschnitt. Verglichen mit dem, was sie täglich leisten und welchen Beitrag das für unsere Gesellschaft darstellt, sind Unzufriedenheit beim Thema Gehalt mehr als nachvollziehbar und begründet

5. Fehlende Work-Life-Balance: Keine Zeit für's Privatleben

Einspringen aus dem Frei, spontane Schichtwechsel oder chronische Unterbesetzung machen eine ausgeglichene Work-Life-Balance nahezu unmöglich. 2019 haben Altenpfleger 5,8 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet. Das entspricht 3.200 zusätzlichen Vollzeitstellen.

Warum sagen Pflegekräfte nicht einfach Nein, wenn sie mehr arbeiten sollen?

Das Problem: Wenn Sachbearbeiter oder Manager pünktlich Feierabend machen, bleibt oft nur Papierkram liegen. Wenn Pflegekräfte pünktlich gehen, ist es nicht selten eine Frage von Tod oder Leben – im geringsten Fall ist es eine Frage der Menschenwürde.

Diesem moralischen Druck und oft Abstriche bei der Frei- und Familienzeit machen zu müssen, halten immer weniger Pflegekräfte stand und suchen den Ausstieg aus der Pflege.

Neue Mitarbeiter einzustellen, ist nur der 1. Schritt

Mitarbeiter kündigen, das ist ganz normal. Doch wenn immer mehr Ihrer Belegschaft das Handtuch werfen, gibt es dafür sicherlich Gründe.

Die offenen Stellen mit neuem Personal zu besetzen, ist wichtig, doch genauso wichtig ist es, der Frage nach den Kündigungsgründen nachzugehen.

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