Zeitarbeit: Gefährden Zeitarbeitsfirmen die Pflege?
Zeitarbeit soll es Pflegeeinrichtungen ermöglichen, kurzfristig Personallücken zu überbrücken. In den letzten Jahren müssen jedoch immer mehr Pflegeeinrichtungen immer öfter und länger auf Zeitarbeit zurückgreifen. Das lässt die Personalkosten ansteigen, stiftet Unfrieden in der Belegschaft und kann die Versorgungsqualität der Pflege gefährden. Einrichtungen, die zeitfressende Tätigkeiten digitalisieren, die Arbeitsbedingungen verbessern und Personalausfälle abpuffern, können die Leiharbeit erfolgreich zurückdrängen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Dank Zeitarbeit können Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen schnell offene Stellen besetzen, indem sie sich Mitarbeiter „leihen“.
- Die Arbeitnehmerüberlassung ist als Kurzzeit- oder Überbrückungslösung gedacht, wenn kurzfristig Personalengpässe entstehen.
- Angeheizt durch den Personalmangel in der Pflege nimmt die Leiharbeit im Gesundheitswesen kontinuierlich zu.
- Die Folgen ausufernder Zeitarbeit: explodierende Personalkosten, Spannungen in der Belegschaft oder Qualitätsminderung der Versorgung.
- Digitalisierungsmaßnahmen, Ausfallkonzepte und Führungskräftecoachings schützen vor den negativen Folgen der Zeitarbeit und drängen sie gleichzeitig zurück.
Leiharbeit: Wenn aus einer Überbrückungs- oder Kurzzeitlösung ein Dauerbrenner wird
Immer mehr Pflegekräfte lösen sich von ihren Festanstellungen und wechseln zu Zeitarbeitsfirmen. Denn Konditionen wie freie Arbeitszeitgestaltung und höhere Gehälter sind attraktiver. Doch was bedeutet das für die Einrichtungen, wenn immer weniger Festangestellte und mehr und mehr Zeitarbeiter eingesetzt werden? Wir sind der Frage auf den Grund gegangen und haben alle Vor- und Nachteile zusammengefasst, die Sie beachten sollten, wenn Zeitarbeit für Ihr Unternehmen eine Rolle spielt.
Egal, ob kurzfristige Krankmeldung, Urlaub oder unerwartete Personalaustritte – offene Vakanzen können die Personalplanung durcheinanderwerfen und Ihre Mitarbeiter überlasten.
Das beste Mittel gegen kurzfristige Personalengpässe: langfristige Personalplanung und ein steter Zustrom an Bewerbern und potenziellen Mitarbeitern.
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1. So funktioniert Zeitarbeit
Zeitarbeitsfirmen (auch Personaldienstleister) liefern Pflegeeinrichtungen und anderen Unternehmen Personal, wenn die eigenen Mitarbeiter:
- Kurzfristig ausfallen z. B. wegen Krankheit
- Für einen absehbaren Zeitraum nicht zur Verfügung stehen z. B. bei Schwangerschaft
- Für ein zeitlich begrenztes Projekt gebraucht werden
Aber auch bei wirtschaftlichen Faktoren setzen Unternehmen auf Zeitarbeit:
- Wenn die Auftragsbücher voll sind z. B. zur Weihnachtszeit oder saisonalen Stoßzeiten
- Wenn Unternehmen Mitarbeiter nicht fest anstellen wollen
In diesen Fällen entsendet eine Leiharbeitsfirma seine Pflegekräfte an ein Kundenunternehmen.
Das Unternehmen, das Personal braucht, muss keine eigenen Mitarbeiter suchen und anstellen. Außerdem kann es bestimmte Arbeitgeberpflichten an die Zeitarbeitsfirma abgeben. Das Kundenunternehmen kann so weiter produzieren, die Auftragslage ausschöpfen und spart Personalkosten.
Die Leihfirma wird für den Verleih seiner Mitarbeiter meist sehr gut bezahlt und übernimmt dafür die Personalbeschaffung, Mitarbeiterbetreuung und Personaladministration.
Die Leiharbeiter haben die Möglichkeit, unterschiedliche Einrichtungen kennenzulernen. Dafür müssen sie jedoch oft den Einsatzort wechseln.
2. Leiharbeit in der Pflege: Wo ist das Problem?
Auch wenn die Bundesagentur für Arbeit die Leiharbeit als „Arbeiten auf Zeit“ versteht, scheint sich die Arbeitnehmerüberlassung zur vermeintlichen Langzeitlösung für den Personalnotstand und Bewerber- und Fachkräftemangel in der Pflege zu entwickeln:
Noch 2016 arbeiteten 12.354 Altenpfleger und 16.665 Gesundheits- und Krankenpfleger (sowie Rettungsdienst und Geburtshilfe) als Zeitarbeiter.
Nur 5 Jahre später stieg der Anteil von Leiharbeitern in der Altenpflege um 5 % auf 15.424 Beschäftigte an. In der Gesundheits- und Krankenpflege, dem Rettungsdienst und der Geburtshilfe wuchs die Zahl der Leiharbeiter um mehr als 10 % auf 25.179.
Pflegekräfte wandern in die Leiharbeit ab
Während der Arbeitgeberverband der Zeitarbeitsbranche (BAP) beschwichtigt und keinen Abwanderungstrend von der Festanstellung in die Zeitarbeit sehen möchte, beschreibt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in einem Impulspapier (09/2019) folgende Szenarien:
“Tatsächlich melden Kliniken, insbesondere in Ballungsräumen, bereits zweistellige Anteile von Leiharbeit in den Pflegeteams. […] Diese Abwanderung und der Verlust an Kapazität und Kompetenz in den Stammbelegschaften ist selbst bei der momentan noch geringen Quote bereits deutlich spürbar.“
Wenn Pflegeeinrichtungen ihr Stammpersonal verlieren, hat das ernste Folgen für die Einrichtung selbst, aber auch für die verbleibenden Mitarbeiter und die Patienten.
3. Folgen von Zeitarbeit für Pflegeeinrichtungen
Als Kurzzeitlösung bei Personalengpässen kann die Unterstützung durch eine Leiharbeitsfirma in der Pflege eine gute Option sein. Doch etabliert sich die Arbeitnehmerüberlassung als feste Größe in der Einrichtungsstrukturen, kann sie mehr Schaden als Nutzen verursachen.
- Keine lückenlose Prüfung und Kontrolle der Zeitarbeitsfirmen: Ohne alle Leiharbeitsfirmen unter Generealverdacht zu stellen, lässt sich der Bundesverband Pflegemanagement e. V. zitieren: “Unternehmen mit dem Angebot der Arbeitnehmerüberlassung schießen wie Pilze aus dem Boden ohne rechtlich, politisch oder fachlich geprüft zu werden.” In der Pflege drängen immer mehr Zeitarbeitsfirmen auf den Markt. Beispiel Berlin: Allein in der Hauptstadt gibt es 400-500 Personaldienstleister. Das macht eine lückenlose und kontinuierliche Prüfung dieser Unternehmen unwahrscheinlich und Missbrauch sowie unfairen Wettbewerb wahrscheinlicher.
- Krieg auf dem Bewerbermarkt: Die enorme Dichte von Zeitarbeitsunternehmen lässt auch den Druck im Kessel steigen, wenn es um die Personalbeschaffung geht. Pflegeeinrichtungen konkurrieren nicht nur miteinander um Bewerber, sondern nun auch mit zahlreichen Personaldienstleistern, die als Recruiting-Experten gelten.
- Zweiklassensystem und Betriebsfrieden: “Zweiklassensystem” ist zwar ein Kampfbegriff, doch weisen die Gegner der Zeitarbeit auf einen wichtigen Punkt hin: Die unterschiedlichen Rechte und Pflichten von Zeitarbeitern und Stammbelegschaft stiften Unfrieden. Während Leiharbeiter pünktlich Feierabend machen können, jede Überstunde bezahlt bekommen und besser verdienen, haben festangestellte Pflegekräfte oft das Nachsehen.
- Leiharbeit ist kostenintensiv: Wenn Pflegekräfte in der Zeitarbeit bis zu 50 % mehr verdienen können als in Festanstellung, liegt das daran, dass Pflegeeinrichtungen aufgrund des Personalmangels nicht anders können, als die Verrechnungssätze der Leihfirmen zu bedienen. So können Personaldienstleister mit Stundensätzen von 25-27 € locken. Das führt zu einer Kostensteigerung bei den Personalausgaben von bis zu 89 % in manchen Einrichtungen des Gesundheitswesen. Die explodierenden Mehrausgaben durch die Zeitarbeit rauben nicht nur Budget für die eigene Personalplanung, sondern lassen auch die Kosten für Angehörige steigen.
- Keine strukturierte Einarbeitung möglich: Zeitarbeitskräfte wechseln manchmal täglich ihren Einsatzort. Das macht eine strukturierte Einarbeitung nahezu unmöglich.
- Qualitätsverlust und mangelnde Kontinuität der Pflegeversorgung: Schlecht eingearbeitete und ständig wechselnde Pflegekräfte können keine einwandfreie Pflegearbeit leisten. Schon gar nicht ist eine kontinuierliche Pflegeversorgung möglich, zu der auch zählt, dass Patienten eine Beziehung zu ihren Pflegern aufbauen können.
- Zeitarbeit löst das Personalproblem nicht: Die Zeitarbeit kann kurzfristig die Personaldecke stopfen und die Not lindern. Das ursächliche Problem – der allgemeine Bewerber- bzw. Personalmangel – bleibt (langfristig) ungelöst.
Der Einsatz von Zeitarbeit in der Pflege hat auch Nachteile für Pflegekräfte – sowohl die, die als Zeitarbeiter arbeiten als auch die festangestellten Kollegen.
Nachteile für Pflegekräfte
Es ist verständlich, dass Pflegekräfte mit dem Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr Bezahlung in die Zeitarbeit gehen. Dafür nehmen sie einige Nachteile auf sich, wie die ständigen Einsatzwechsel oder das fehlende Wir-Gefühl.
Unter der ungleichen Verteilung von Rechten und Pflichten leiden sowohl Zeitarbeitskräfte als auch festangestellte Pflegekräfte. Während Zeitarbeiter pünktlich Feierabend machen und mehr verdienen, bleiben Festangestellte oft länger und erhalten weniger Lohn. Das führt zu Missgunst und Neid.
Jede Pflegekraft hat gute Arbeitsbedingungen und einen anständigen Lohn verdient. Lösungen für die angespannte Situation durch die Zeitarbeit dürfen deswegen nicht auf dem Rücken der Pflegekräfte gesucht werden.
Die gute Nachricht: Es gibt bereits sehr gute und nachhaltige Lösungsansätze, mit denen die Ursachen bewältigt werden können.
4. Ran an die Ursachen: Wie können Lösungen aussehen?
Die Ursachen für den Pflegemangel liegen bei den Arbeitsbedingungen, der Personalbeschaffung bzw. -management und der Mitarbeiterbindung. Dort muss auch nach Lösungen gesucht werden.
Lösungen, die zur Verbesserung der derzeitigen Situation beitragen, gibt es:
- Arbeitsentlastung, mehr freie Ressourcen und besseres Recruiting dank Digitalisierung
- Geringere Krankenstände, bessere Pflegeversorgung und mehr Zufriedenheit dank Ausfall- und Springerkonzepten
- Mitarbeiterbindung und Personalentwicklung dank gestärkter Führungskompetenz
Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Verbesserungen in den 3 Bereichen, die Zeitarbeit in der Pflege zurückdrängen können.
Digitalisierung der Pflege
Durch die Digitalisierung können zeitaufwändige Aufgaben wie die Pflegedokumentation, die Erfassung von Patientendaten oder das Medikationsmanagement automatisiert und vereinfacht werden.
Das Resultat: Arbeitsentlastung und mehr Zeit für eine intensive Pflegearbeit.
Weitere Vorteile der digitalen Pflege:
- Wissen und notwendige Informationen werden dank digitaler Kommunikationsstrukturen allgemein verfügbar und jederzeit abrufbar – Informationen vom Stations-PC können egal wo eingesehen werden
- Durch den Einsatz mobiler Endgeräte kann auch in der Pflege mobiler und agiler gearbeitet werden – die Datenerfassung kann z. B. einfach eingesprochen werden
- Fehleranfällige Aufgaben werden ständig digital überwacht und kontrolliert – das steigert die Qualität der Pflegeversorgung
- Das Pflegepersonal hat mehr Zeit für den Dienst am Menschen
- Dank moderner und benutzerfreundlicher Systeme können Mitarbeiter jeder Generation einfach digital arbeiten
- Durch den Einsatz verschiedener Tools ergeben sich Synergieeffekte, die zu einer weiteren Arbeitsentlastung und Zeitersparnis beitragen
Auch im Recruiting ergeben sich durch digitale Lösungen neue Möglichkeiten, schneller und einfacherer neue Mitarbeiter zu rekrutieren – z. B. durch den Einsatz von WhatsApp oder einfacher 1-Klick-Bewerbung.
Ausfall- und Springerkonzepte entlasten
Die Idee von Springerpools oder Ausfallkonzepten ist einfach: Eine bestimmte Anzahl gut ausgebildeter und dadurch breit einsetzbarerer Pflegefachkräfte werden außerhalb der allgemeinen Dienstplanung vorgehalten. Fällt nun ein Mitarbeiter aus, kann ihn ein “Springer“ schnell und flexibel ersetzen.
Nach diesem Prinzip funktionieren weitere Ausfallkonzepte wie das stationsübergreifende Team, das Rotationsprinzip, das Stand-by-Verfahren oder Joker-Dienste.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Ausfallende Mitarbeiter können schnell ersetzt werden – ohne schlechtes Gewissen und Sozialdruck auf Seiten der Mitarbeiter und die Pflegeversorgung kann jederzeit aufrechterhalten werden
- Die Pflegedienstleitungen sparen Zeit bei der Ersatzfindung
- Neue Mitarbeiter können leichter gewonnen werden, da mit verlässlichen Dienstplänen geworben werden kann
Da jede Einrichtung und Versorgungsart unterschiedlich ist, ist eine Kombination verschiedener Konzepte und eine digitale Steuerung der Dienstplanung am wirkungsvollsten.
Gute Führung sorgt für gute Mitarbeit
Jeder 2. hat bereits einmal seinen Job wegen Problemen mit dem Vorgesetzten gekündigt (Gallup-Report, State of the American Manager Report) – das zeigt, wie wichtig gute Führungskräfte sind.
Führungskräfte sorgen nicht nur für Mitarbeiterzufriedenheit, sondern motivieren und binden sie ans Unternehmen. Gleichzeitig fördern sie Talente und steuern die Personalentwicklung. In Führungskompetenz geschulte Vorgesetzte sind damit ein wichtiger Bestandteil jeder Personalstrategie:
- Gute Führungskräfte senken die Fluktuationsrate und stärken die Mitarbeiterbindung
- Vorgesetzte können Konflikte deeskalieren und sorgen für ein intaktes Betriebsklima und eine offene Kommunikationskultur
- Führungskräfte sind diejenigen, die Wertschätzung und Anerkennung ausdrücken, mit denen in Stellenanzeigen geworben wird
- Eine hohe Führungskompetenz ermöglicht lösungsorientiertes Arbeiten, indem Lösungen über Problemdiskussionen priorisiert werden
- Gut ausgebildete Führungskräfte erkennen Potenziale und sorgen so für eine kontinuierliche Produktivitätssteigerung
- Dank starker Führungskompetenz sind On-boardings wesentlich erfolgreicher und Off-boardings weniger konfliktbehaftet
Vor allem in der Pflege sind gute Führungskräfte wie Pflegedienst- oder Wohnbereichsleitungen sehr wichtig. Denn sie erfüllen die Bedürfnisse, die in der Pflege arbeitenden Menschen am wichtigsten sind: Wertschätzung und Anerkennung, ein gutes Team, eine harmonische Arbeitsatmosphäre und Unterstützung vom Arbeitgeber.
Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, seine Führungskräfte so zu schulen, dass sie in der Lage sind, diese Bedürfnisse zu erfüllen.
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